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1946 - Nachkriegszeit / Die 50er: Vom Wiederaufbau des Vereinswesens in Kornwestheim.

TVK

Nach dem Kriegsende standen unsere Kornwestheimer Turnfreunde buchstäblich vor einem Trümmerhaufen. Ihre Turnstätte war vollständig niedergebrannt und der Verein trauerte um seine vielen Mitglieder, die den Krieg mit Ihrem Leben bezahlt hatten.

Kornwestheim wurde von den Amerikanern besetzt, die zunächst kein aktives Vereinsleben zuließen. Mit einer Ausnahme: Der Verein für Leibesübungen Kornwestheim – kurz VFL Kornwestheim – war die erste und einzige Anlaufstelle für Sportbegeisterte Kornwestheimer in der Nachkriegszeit.

Doch viele TVKler sehnten sich nach ihrem “alten” Sportverein und wünschten sich diesen zurück. Während die Kornwestheimer auf die Wiedergeburt des Vereinswesens warteten, wurde die abgebrannte Turnhalle vorerst für die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien genutzt, da es in der Stadt an Wohnraum mangelte.

Kurz darauf wurde die offizielle Wiederzulassung der Sportvereine ermöglicht.  Im Jahr 1947 bekam der TVK die Zulassung für die Neugründung des Vereins. Das grundlegende Problem,  dass die abgebrannte TVK Halle immer noch als Flüchtlingslager genutzt wurde, bestand immer noch. Zudem waren alle anderen potenziellen Sportplätze und Turnhallen eher spärlich, für die Bedürfnisse unserer Turner ausgestattet. Der TVK musste sich mit der Schiller-Turnhalle zufrieden geben, die er sich zudem mit anderen Vereinen teilen musste.

Abb.1Mit dem Beginn der 50er Jahre war das Thema “Hallenbau” immer noch nicht erledigt. Um regelmäßige und reibungslose Trainingseinheiten zu ermöglichen, war diese jedoch dringend notwendig. Anfangs gingen die TVKler davon aus, dass die abgebrannte Halle zeitnah von der Stadt wieder an den Verein übergeben wird. Da diese jedoch bis auf weiteres immer noch mit Kriegsflüchtlingen belegt war, sollte es nicht dazu kommen.     

Damit sich der Verein zumindest neue Sportgeräte anzuschaffen konnte, bezuschusste die Stadt den TVK mit 6000 DM. Kurz darauf bat der Verein das Landratsamt um eine Entschädigung für die abgebrannte Halle. Mit Erfolg. Das Landratsamt sicherte dem TVK eine Ersatzleistung von 27.500 DM für den Verlust der Turnhalle zu. Eine solide Grundlage, die den Verein ein ganzes Stück näher an sein Ziel brachte.

Nach einigen weiteren Gesprächen und der Zusicherung zusätzlicher, finanzieller Mittel, konnte der Verein den Bau einer neuen Turnhalle endlich in Auftrag geben. Im Jahr 1952 war das Werk vollendet. Der TVK hatte endlich ein neues Zuhause.

Sportlich war der TVK auf dem Vormarsch, denn die TVKler erarbeiteten sich Titel um Titel: Der Handball Männer Mannschaft gelang der Aufstieg in die Landesliga. Die Tischtennis Spieler wurden Bezirksmeister und die Wasserballer holten sogar den Deutschen Meistertitel nach Kornwestheim.

 

FVK

Auch der FVK wurde nach dem Krieg zunächst aufgelöst. Das Clubhaus unserer einstigen Fußballfreunde, sollte von nun an als Hilfskrankenhaus dienen. Um weiterhin sportlich aktiv zu bleiben, sahen sich viele FVK Fußballer und Leichtathleten gezwungen, zum VFL zu wechseln, dem zu dieser Zeit einzigen Sportverein mit Erlaubnis in Kornwestheim.

Unter der Leitung des ehemaligen FVK Trainers Richard Hermann, holten die Nachwuchs-Stars des VFL 1946 die Süddeutsche Jugendmeisterschaft im Spiel gegen die Germania Nürnberg. Damit war der Grundstein für eine erfolgreiche Fußball-Epoche in Kornwestheim gelegt.

Doch die ehemaligen FVKler wünschten sich immer mehr ihren eigenen Sportverein zurück. Sie wollten den FVK unbedingt wieder ins Leben rufen. In einer denkwürdigen Sitzung im Café Schoff gelang es Fritz Siller schließlich, mit einer authentischen Ansprache mit Leib und Seele, die Leichtathleten für sich zu gewinnen und Widerstände der Obrigkeit zu reduzieren. Noch im selben Jahr sollte es zur die Neugründung des FVK kommen.

Wie auch beim TVK, räumten die FVKler dem Wiederbau des alten Sportplatzes sowie der Renovierung des Clubhauses oberste Priorität ein. Ein Problem gab es jedoch: Das Geld fehlte. Das Glück meinte es jedoch gut mit unseren Sportsfreunden, denn zur selben Zeit hatte die Stadt Kornwestheim den Bau eines neuen Fußballstadions freigegeben.

Und es kam noch besser: Da ein Stadion auch eine gastronomische Versorgung benötigt, bezuschusste die Stadt zusätzlich die Renovierung des alten Clubhauses. Mit finanzieller Unterstützung der Salamander AG und den stationierten Amerikanern in Kornwestheim, wurde das Stadion samt Clubhaus am 12.05.1957 feierlich eingeweiht.

In der Zwischenzeit brachten die FVK Leichtathleten spektakuläre Erfolge nach Kornwestheim. Kurt Müller sicherte sich bei den Deutschen Jugendmeisterschaften von 1951 mit einen überragenden 100-m-Lauf die Goldmedaille. Das war ihm scheinbar nicht genug, denn ein Jahr später wiederholte er das Kunststück. Den vorersten sportlichen Höhenflug erreichten unsere Salamander Athleten, als sie 1958 nach einem Wahnsinns-Wettkampf schließlich den Titel der Deutschen Mannschafts-Meisterschaft nach Kornwestheim holten.

Zusätzlich zeigte der FVK, dass der Sport nicht nur für Herren von Interesse ist. Mit der Gymnastikspezialistin Süplitz baute man den Frauensport konsequent aus, sodass auch Frauensport in Kornwestheim gedeihen konnte.

An dieser Stelle möchten wir auch Dr. Hanspeter Sturm alias “Stummi” seinen hochverdienten Tribut zollen. Als Visionär, Macher, großes Organisationstalent und scharfer Denker übernahm er 1955 die Leitung der Riege FVK Leichtathletik und begleitete diese mit großer Leidenschaft bis zu seinem Tod im Jahr 2011. “Stummi” war bekannt für seine Härte und Disziplin. Er vermittelte seinen jungen Sportlerinnen und Sportler das Gefühl, Teil einer echten Familie zu sein. Er ist ohne Frage einer der Hauptverantwortlichen für die unglaublichen Erfolge des FVK.


ESG

Auch für unsere Sportsfreunde der ESG war der neugegründete VFL nach dem Krieg keine langfristige Option. Im Gegenteil: Die Gruppe von Schwerathleten und Boxern war bereits groß genug, um sich sportlich anderweitig zu organisieren. Obwohl noch keine offizielle Bestätigung vorlag, kündigte der eingesessene ESGler Friedrich Buhl bereits am 22.08.1947 an, dass es zur Wiedergründung kommt. Ende September bewilligte dies auch das Ordnungsamt und die ESG gehörte wieder offiziell zu den Kornwestheimer Sportvereinen.

Erste Euphorien verschollen jedoch sehr schnell. Es gab keinen Sportplatz für die Fußballer, keine Trainingsstätte für die Boxer und keine Turnhalle für die Turner. Aufgrund dieser ungünstigen Umständen, sahen einige ESG Anhänger keine andere Möglichkeit, als den Sportverein zu verlassen.

Abb 26   Fritz SchnarrenbergerFritz SchnarrenbergerDie ESG hatte sicher den steinigsten Weg seine Sportstätten wiederzugewinnen. Fritz Schnarrenberger, ein beschädigt aus dem Krieg heimgekehrter früherer Sportler, konnte die Bahndirektion davon überzeugen die Kleingartenanlage aufzulösen, um das Sportgelände wieder zu errichten. Für seinen Einsatz feierten ihn die ESGler wie einen Helden.

Zur Finanzierung der anschließenden Bauarbeiten überzeugten unsere ESGler die Stadt und die Bahndirektion. Als sich dann auch noch die stationierten Amerikaner zur Hilfe bereit erklärten, stand der Sportplatz binnen kurzer Zeit und wurde kurz darauf, im Rahmen des 25-jährigen Vereinsjubiläums durch den damaligen Bürgermeister Alfred Kercher und dem Stuttgarter Bahndirektors Hagner feierlich eingeweiht.

Sportlich hatte sich bei der ESG bereits einiges getan. Neben der Inbetriebnahme der neuen Kegelbahn bildeten die ESGler auch eine erfolgreiche Tischtennisabteilung. Von dieser positiven Entwicklung angespornt, nahm man das nächste große Ziel ins Visier: eine neue Halle.

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